Eine von 10 (laut Aufzeichnungen wurden 12 Motoren produziert, so dass
möglicherweise 12 Racer entstanden sind) von Rudge im Jahr 1935 produzierten
Productionracern. Während man 1934 noch von Werksrennmaschinen sprechen kann, da
das Werk noch mit eigenen Fahrern Rennen fuhr ist für die 1935-er Ausführung,
welche identisch mit den 34-er Werksmaschinen ist, die Bezeichnung
Productionracer besser angebracht, weil die Motorräder alle für den Verkauf
bestimmt waren. Dieses Motorrad wurde im April 1935 gebaut und nach Deutschland ausgeliefert. In den Jahren 1934 und 1935 wurden sehr viele der
Rennmotorräder nach Deutschland geliefert, trotz Importverboten! Viel ist
natürlich relativ aber von zehn produzierten 5 nach Deutschland ist schon viel!
Imperia war damals ein Abnehmer der Rennmotorräder und Brumm in Berlin, nach
momentanem Kenntnisstand wurde es nicht an Imperia ausgeliefert, vielleicht an
Brumm (aber das ist nur Spekulation)? Zur damaligen Zeit gab es ein Embargo für
ausländische Motorräder, d.h. es durften keine Motorräder nach Deutschland
eingeführt werden. Mit Beziehungen und für Sportzwecke war es wohl doch möglich.
Dieses Motorrad mit der Rahmennummer 55060
und der Motornummer 811. Über die
originale Getriebenummer gibt es keine damaligen Aufzeichnungen (es müsste sich
aber nummernmäßig im Bereich 38000-39000-40000 bewegen). Zur weiteren
Geschichte ist zu sagen dass der englische Rennfahrer Norman Webb in den 50-er
und 60-er Jahren auf dem Kontinent Rennen gefahren ist, nach Rudge-Rennmotorrädern gesucht hat, diese gekauft und zerlegt in seinem
Renntransporter heim auf die Insel gebracht hat, so auch dieses Motorrad. Als
sich sein Gesundheitszustand verschlechterte gelangte ein Großteil seiner
Sammlung in den Besitz von Brian Anglies. Zu diesem Zeitpunkt half der
Rudge-Kenner Bryan Reynolds diverse Rahmen und Motoren zuzuordnen und sah zum
ersten Mal Rahmen 55060, in dem Rahmen war damals Getriebe 34616 (ein 1932-er
Werksgetriebe) aber kein Motor und es
war auch kein Motor zu finden, so dass vermutet wurde dass der Motor vielleicht
irgendwann zerstört wurde und nicht mehr existiert. 1997 konnte mein Freund Mike Farrall auf einem Veteranenteilemarkt einen größeren Posten Rudge-Teile für
Renn- und Straßenmotorräder erwerben, diese Teile stammten aus der Brian
Anglies-Sammlung. Mike verwendete einige Teile um seine Rennmaschine am Laufen
zu halten, es kam ihm aber vor als hätte er fast ein ganzes Motorrad bei dem nur
der Rahmen fehlte. Zwei Jahre später sah er einen Rudge-Rahmen auf einem
Teilemarkt es war 55060! Der Anbieter war Brian Anglies! Eine Anfrage beim Club
ergab den Hinweis auf Getriebe 34616 (welches zumindest bereits einmal in
Verbindung mit dem Rahmen war, wenngleich es älter als der Rahmen ist), dieses
Getriebe war bei dem zuvor gekauften Posten dabei und bereits in seiner
Rennmaschine im Einsatz. So konnte Mike fast 65 Jahre nach Produktion ein
absolut unglaubliches Puzzlespiel komplettieren. Es ist eine verlängerte
Werks-Gabel
verbaut, ein Werkstank
(Baujahr 1932) und auch der Motor mit der Nr. 6 ist ein
Werksrennmotor wenn auch von 1933!
Das was hier aussieht wie ein Riss stammt daher dass bei der Produktion der
Werksmotoren die Gussformen mit Feilen und Schabern nachbearbeitet wurden um größere
Wandstärken in gefährdeten Bereichen zu erreichen, auf besonders gutes
Oberflächenfinish wurde offensichtlich kein großer Wert gelegt!
Diese Rarität wird bei internationalen Oldtimerrennen wie Klausenpass oder Oldtimer-Grand-Prix Schwanenstadt präsentiert und gefahren! Am Klausenpass hatte er sogar alte Rennreifen drauf was ihm und der Maschine im feuchten und glatten Tunnel beinahe zum Verhängnis geworden wäre.
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Andreas Ulm